Stand 2011

       Gepostet am 17 Feb 1998 in de.talk.sex von Andy
       als gedankliche Überlegung zu den (Vor)Urteilen
       und Meinungen über Zoophile.

Zoophilie - ein Versuch der Differenzierung.

Liest man Aussagen von Nicht-Zoophilen über Zoophilie, so sind diese nicht selten negativ gefärbt - um es noch vorsichtig auszudrücken. Dies ist zunächst einmal verständlich: Zoophilie Gedanken und Gefühle sind vielen Menschen fremd, sie erregen sogar zum Teil Abscheu und Ekel. Einige versuchen, diese Gefühle zu rationalisieren, um sie - auch vor sich - zu begründen.

Tatsächlich gibt es ernstzunehmende Argumente gegen Zoophilie. Da ist zunächst einmal die Frage des Missbrauchs, des Quälens von Tieren. Dass es diese Phänomene gibt, ist unbestritten: Zoosadismus und Tierquälerei sind traurige Realität, jedoch schon nach dem Wortlaut nicht in zoophilen Beziehungen. Das ist kein Wunschdenken oder Vorwand, sondern bewusstes Bekenntnis und Selbstverpflichtung der Zoophilen, auch und gerade zur Abgrenzung von denen, die den Begriff Zoophilie missbrauchen wollen.

Aber auch ohne Gewalt und offene Repression gegenüber dem Tier moegen Selbstbetrug und Wunschdenken dazu führen, dass eine Einvernehmlichkeit nicht immer hergestellt ist, selbst wenn sich der Zoophile noch so sehr drum bemüht. Abgesehen davon, dass hundertprozentiger Konsens auch in menschlichen Beziehungen nicht garantiert ist - wer hier mit seiner Kritik einsetzt, stellt damit das gesamte Mensch-Tier-Verhältnis in unserer Zivilisation in Frage: Tiere leben in unserem Kulturkreis unter menschlicher Kontrolle, sie sind durch Verlust ihrer natürlichen Umwelt auf den Menschen angewiesen. Die Konsequenz ist, dass alle ihre Bedürfnisse haben ihre Grenzen in denen der Menschen finden.

Selbst wenn ein Tier ohne Zwangsmassnahmen zum Sex auf Menschen konditioniert, oder wie einige sagen, fehlgeprägt wird, kann die Kritik hieran nur dann konsequent sein, wenn jegliche Form der Anpassung des Verhaltens abgelehnt würde. Das Verbot jeglicher Konditionierung von Tieren auf Menschen würde dann das Ende aller Formen von Tierhaltung bedeuten, weil die für Mensch und Tier notwendige Form der Kontrolle unmoeglich macht: "Fehlprägungen" wie die Anerkennung des Halters als "Alphatier" für den Hund oder die Form der Unterwerfung, die jeder Reiter von seinem Pferd abverlangen muss, beeinflussen das Verhalten des Tieres ungleich stärker als jede sexuelle Prägung, von der menschliche Entscheidung über Leben und Tod eines Tieres einmal ganz zu schweigen.

Ohnehin ist der Sexualtrieb bei praktisch allen im menschlichen Umfeld lebenden Tieren wohl der am stärksten eingeschränkte. Wenn er nicht sogar physisch unterbunden wird, z.B. durch Kastration, wird er meist auf die unmittelbar verwertbare Fortpflanzung reduziert. Eine "Umprägung" auf den Menschen kann daher auch eine Erweiterung der sexuellen Moeglichkeiten eines Tieres bedeuten. Um einem Missverständnis vorzubeugen: Diese Argumentationskette soll nicht die Umerziehung von Tieren zu willenlosen Sexmaschinen rechtfertigen. Wer aber die Mensch-Tier-Beziehung an dieser Stelle kritisieren will, wird ohne Bekenntnis zu einer absolut veganen Lebensweise schwertun, die Konsistenz seiner Argumente zu beweisen.

Als viel wichtigeren Kritikpunkt sehe ich jedoch die Frage, was ein Mensch sich selber durch falsch verstandene Zoophilie antun kann: Wer eine enge Beziehung zu einem Tier, gleichgültig ob sexuell oder nicht-sexuell, aus Enttäuschung, Angst, Minderwertigkeitsgefühlen, Unsicherheit oder auch nur Bequemlichkeit wählt, nimmt sich dadurch Moeglichkeiten, die elementare Teile des menschlichen Lebens ausmachen. Solche Menschen verursachen Schaden - keinem anderen, in den meisten Fällen auch keinem Tier, sondern an sich selber.

Diese Fehlentwicklung hat Ursachen, die zumindest zum Teil benennbar und damit auch in vielen Fällen bekämpfbar sind. Wer jedoch auf Minderwertigkeitsgefühle mit Spott, auf Isolation mit Ausgrenzung, auf Unsicherheit mit Repression, auf Selbstbetrug mit Verleumdung, auf Angst mit Hass, auf Leid mit verbaler wie physischer Gewalt reagiert, der wird sie nicht beseitigen, sondern festigen: Man darf solchen Menschen nicht ihr Menschsein absprechen, im Gegenteil, man muss es ihnen bewusst machen, sie vielmehr darin bestärken.

Die Entscheidung kann aber letztlich nur bei der Person selber liegen, auch wenn man Hilfe, Verständnis und Zuneigung anbieten kann. Wer jedoch zur Abkehr zwingen will, greift nicht nur in grundlegende Menschenrechte ein, übt Fremdbestimmung, Heteronomie aus, handelt inhuman - er wird das Gegenteil von dem erreichen, was er als Ziel an- oder vielmehr vorgibt.

Was ist also das Fazit? Genaugenommen kann es noch keines geben, denn es gibt einfach nicht genug Information, zuwenig rationalen Austausch zwischen den Vertretern der verschiedenen Position. So gesehen kann auch eine "Generalabsolution" für Zoophilie nicht sinnvoll sein - viel weniger ist jedoch ihre pauschale Verurteilung. Mutmassungen, Vorurteile nützen hier ebensowenig wie Selbstbetrug und Projektion.

Es gibt Menschen, die Tiere quälen. Sie sind Verbrecher, wahrscheinlich auch psychisch krank. Sie sind zu bekämpfen, gegebenenfalls brauchen sie kompetente Hilfe.

Es gibt Menschen, die mit ihrer Zuwendung zu Tieren einen falschen Weg eingeschlagen haben. Sie brauchen vielleicht Hilfe, Unterstützung - die letzte Entscheidung kann jedoch nur bei ihnen selber liegen. Sie auszugrenzen, zu diskriminieren, wird sie nur weiter in ihre Isolation und ihre Lebenslügen treiben.

Es gibt Zoophile, die mit sich, ihrem Leben und ihren Tieren im Reinen sind. Sie haben sich vor niemandem zu rechtfertigen, sie zu bekämpfen ist ein Verbrechen, verstoesst gegen Menschenrechte und widerspricht jeder Moral. Wer sie verleumdet, in ihren Rechten einschränkt oder bedroht ist ein Verleumder, ein Lügner, ein Verbrecher, wie immer er sich nennen mag oder welche Vorwände er auch vorschiebt.

"Andy"


       
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