Eine fachliche Stellungnahme zum Text „Anregungen zur
Berücksichtigung psychischer Beeinträchtigung als Schaden im Sinne
des §17 TierSchG - Notwendigkeit eines etho/physiologischen
Nachweises traumatisieren der Einflüsse" von Dr. J-U. F. Buschmann
auf der Internetseite von VTL.

Bewertung Formal korrekt, in gekonnt wissenschaftlichem Stil
dargeboten, bringt dieser Essay die zugrunde liegende Fragestellung
nicht weiter. Sehr detailliert werden viele Definitionen dargestellt,
ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen, ob der sexuelle Kontakt zum
Menschen nun schädigenden Stress für das Tier beinhaltet oder nicht.

Deshalb hier ein paar Daten aus der Praxis - nicht ganz so abgehoben
wissenschaftlich dargestellt, dafür richtungsweisend die Thematik
behandelnd.

Ich beschränke mich hier wiederum auf den sexuellen Kontakt zu Rüde
und Hündin, und gehe von der Annahme aus, dass sich schädlicher
Stress in Verhalten, ebenso wie in Pulscharakteristika niederschlagen
müsste.

Datengrundlage

* 17 Jahre Studien hundlichen Verhalten
* 5 Jahre Konzentration auf das Sexualverhalten des Hundes und
die Möglichkeiten des Menschen, dieses zu beeinflussen
* 1650 manuell stimulierte Orgasmen an mehr als 60 Tieren aller
(vier) Geschlechter
* Verhaltensstudien
* Pulsanalysen hinsichtlich Rhythmik und Frequenz
* Vergleichende Volumen und Konzentrationsanalysen des Ejakulates
* Vergleichende Analysen der Länge der Fraktionsintervalle
* Untersuchung der temporären Position des (empfundenen)
Orgasmus'

Ermittelte Ergebnisse

* die Pulsfrequenz liegt während der Verbindung zum Menschen
stets nur unwesentlich über dem Ruhepuls
* die Pulsfrequenz des Rüden bei natürlicher Verpaarung ist
hingegen erhöht wie bei körperlicher Höchstleistung, bei der Hündin
immer noch deutlich höher als bei der Verbindung zum Menschen
* die Pulssequenz weist bei Rüde wie Hündin im Kontakt zum
Menschen die beim Hund für Entspannungsphasen und geringe Belastung
charakteristischen Impulspakete mit zwischenliegenden Pausen auf

Dies alles widerlegt die These von Stressempfinden.

* die Fraktionierung der Ejakulation, sowie Länge und Volumen der
Einzelfraktionen und die Samendichte fallen bei der Verbindung zum
Menschen nur geringfügig gemindert aus
* der eigentliche, empfundene Orgasmus wird in der Verbindung zum
Menschen im Verhalten genauso stark ausgeprägt geäußert, wie bei der
hundlichen Verbindung

Periphere Stressoren, die bei der Verbindung zum Menschen fortfallen

* der Rüde muss auf die Hündin möglichst schnell und erfolgreich
aufreiten, bevor ihm die Möglichkeit entgeht
* Schnelle ist erforderlich, damit kein etwaiger Konkurrent sich
einmischt
* zudem leiden fast alle Rüden unter akutem sexuellen Triebstau,
weshalb sie der Antrieb diesen Stau bei Möglichkeit auch auszuleben
massiv unter (ungesunden) Handlungs-Stress setzt
* die Verbindung zum Menschen kann vergleichsweise unter
meditativer Ruhe geschehen
* durch die Regelmäßigkeit ist der ungesunde Triebstau abgebaut
* durch die fehlende direkte chemische Stimulation wird
(besonders der Rüde) nicht zusätzlich bis zur Hyperaktivität animiert
* durch die Abschätzbarkeit der Wiederholbarkeit von Seiten des
Hundes, wird die Zwanghaftigkeit, eine sich bietende Möglichkeit um
jeden Preis wahrzunehmen ausgeschaltet
* der Hund braucht keine Abweisung von seinem potentiellen
Geschlechtspartner zu befürchten
* er braucht - wie ihn die Erfahrung alsbald lehrt - keine
Konkurrenten zu fürchten

All diese Vorteile werden von Rüde wie Hündin genutzt und schlagen
sich in exzessiver Ausgeglichenheit und Ruhe während der sexuellen
Verbindung nieder, die man nicht mit Interesselosigkeit verwechseln
darf. Versucht man dem Hund die Verbindung überraschend doch
vorzuenthalten, wird er genauso manisch und fordernd reagieren, wie
bei Abweisung durch einen Artgenossen. Ist die gesamte Mimik bei der
Verbindung unter Hunden auf beiden Seiten von Unterwürfigkeit und
Verunsicherung geprägt, trifft man bei der Verbindung zum Menschen
nach wenigen Wiederholungen auf eine entspannte, gelangweilte oder
lustbetonte Mimik

Unterstreichend sind Beobachtungen zu künstlich erzeugtem Stress in
der Verbindung zum Menschen

* Ejakulatsvolumen fällt unter Stress geringer aus
* die Fraktionen verkürzen sich zeitlich
* bei erzwungener, teilreflektorischer Kopulation wird die zweite
Fraktion möglicherweise übersprungen
* Stress führt bis hin zu Impotenz des Rüden
* Ausbleiben des empfundenen Orgasmus
* Unterwürfigkeit bis zum Exzess bei der Hündin
* teils vaginale und vestibüläre Muskelverkrampfungen
* Ausbleiben des empfundenen Orgasmus bei erzwungener Kopulation
* Stress führt bei Hündin wie Rüde zu erhöhten Kreislaufwerten

Die Verbindung zum Menschen ist dabei für den Hund keineswegs
Ersatzbefriedigung

* führt man eine Kennungsverbalie ein, freut sich der Hund auf
die bevorstehende Kopulation genauso ausgeprägt wie nach Ankündigung
von Ausflug oder Futter
* alle Sexualfunktionen treten in der Verbindung zum Menschen in
nahezu gleicher Ausprägung auf, wie bei der Verbindung unter Hunden

Deshalb kann ich guten Gewissens behaupten: Übermäßigen, vielleicht
gar schädigenden Stress stellt bestenfalls die sexuelle Verbindung
zum Artgenossen, in jedem Falle aber sexueller Entzug dar.
Gleichwertige Befriedigung erfährt der Hund durch den Menschen unter
Ausschaltung allen störenden Stresses. Jede Lebensäußerung ist mit
Stress verbunden. Er ist in der sexuellen Verbindung zum Menschen
jedoch mehr wohlige Triebbefriedigung, denn belastender schädlicher
Faktor.

Dieser Text ging ebenso an VTL und Dr. Buschmann

d'r hundskrueppl