Eine kurze Betrachtung zur Würdelosigkeit zoophiler Kontakte
Tiersex sei würdeloses Handeln - hört man die Gegner unken. Wer dies
behauptet, beweist, dass er wie allzu viele Menschen allzu leichtfertig mit dem
Begriff Würde um sich wirft.
Einen der Hauptpunkte in der Diskussion um die Würde des Menschen - der Mensch
darf nie vom individuellen, einzigartigen Subjekt zu einem austauschbaren Objekt
degradiert werden - möchte ich außen vor lassen. Er ist für diese
Betrachtungen hier nicht zwingend relevant.
In aller Kürze: Zum Thema Würde des Menschen gibt es (allerhand, aber hauptsächlich)
zwei große Denkansätze. Zum einen wird eine angeborene Wesenswürde
postuliert, mit der sich der Mensch von allem anderen abhebe. Egal wie er sich
benimmt. Eine Art Wesensadel, den ihm niemand absprechen darf, den ihm,
angeboren wie er definiert ist, gar niemand absprechen oder nehmen, den er sich
nicht einmal selbst nehmen kann. Damit entwürdigt kein Handeln den Menschen als
Wesen. Die angeborene Menschenwürde ist heutzutage aber nur noch schwer mit dem
naturwissenschaftlichen Weltbild unserer Zeit zu vereinbaren. Zum anderen wird Würde
als Gestaltungsauftrag betrachtet. Verstanden als ethisches Ideal und Auftrag,
etwa Unterdrückung, Not und Ungerechtigkeit unter uns Menschen zu verhindern,
oder, soweit schon vorhanden, zu beseitigen. Dabei Achtung vor sich selbst und
seinem Nächsten zu leben. Diese Forderungen bleiben ohne religiösen oder
weltanschaulichen Hintergrund verständlich. Doch bezieht sich jeder
Diskussionsansatz stets nur auf den Umgang unter würdefähigen Wesen. Wozu das
Tier - egal welchen Standpunkt man wählt - nicht gezählt wird. Sodass Handeln
an einem minderwertigen Wesen niemals würdelos sein kann, da es selbst außerhalb
jeder Betrachtungswürdigkeit steht. Bestenfalls kann solch Handeln bedenklich
werden, wenn man damit Interessen anderer Menschen tangiert oder man sich dem
Tier auf ein benutzbares Objekt reduziert (Austauschbarkeit) ausliefert. Womit
man sich selbst die Würde raubte. Doch gerade ein solcher Unterordnungswille
wird in den meisten diesbezüglichen Diskussionen dem Zoophilen ja gerade
abgesprochen. Die Angriffe der Kritiker zielen stets in die Richtung, der
Zoophile benutze das Tier zu seinem eigenen Vorteil, reduziere das Tier zwecks
Triebbefriedigung auf ein Objekt menschlicher Begierde.
Alle Vertreter der unterschiedlichsten Vorstellung von Würde sind sich darin
einig, dass Selbstbestimmung ein wesentliches Merkmal von Würde sei. Und unter
Selbstbestimmung verstehe ich ebenfalls die Freiheit zur Bestimmung meiner
sexuellen Ausrichtung. Weshalb man vielmehr den Menschen der hinter dem Vorwurf
steht, Tiersex sei würdeloses Handeln, verurteilen muss. Lanciert er doch einen
massiven Angriff auf einen essentiellen Teil der Würde des von ihm kritisierten
Mitmenschen, in dem er ihm selbige absprechen möchte. Selbstbestimmung endet
dort, wo sie Interessen anderer Menschen tangiert. Eine Prämisse, die vom
Zoophilen ebenfalls berücksichtigt wird, da er sich einerseits nicht mit dem würdefähigen
Menschen, sondern nur mit dem würdeunfähigen Tier beschäftigt, damit
andererseits auch nicht die öffentliche Ordnung stört, da er im Stillen und
nicht auf dem Marktplatz oder in der Fußgängerzone agiert.
Zeigt zudem nicht gerade der Mensch, der sein Tier als Ganzes akzeptiert und
betreut würdevolles Verhalten? Weil er eben nicht in der üblichen verklemmten
Manier die Sexualität seines Haustieres fürchtet, flieht und leugnet. Zeigt
nicht gerade der Zoophile, der eine reale geschlechtliche Verbindung zu seinem
Haustier pflegt in seinem Handeln eine würdevolle Erhabenheit? Er schlägt
keine Kapriolen, natürlichstes Verhalten zu leugnen, sondern lässt es zu und
partizipiert - sogar zum eigenen Vorteil - an ihm, ohne dadurch - wie der
geistig instabile Mensch - seine Selbstachtung zu beschädigen, gar zu
verlieren. Weiß er doch, dass er trotz all dieser Handlungen Mensch bleibt und
das Tier, wenn auch enger Freund, so doch immer ein artfremdes Wesen bleiben
wird. Ist nicht gerade diese erhabene Herablassung auf die Bedürfnisse eines
dem Menschen anvertrauten, von ihm abhängigen Wesen Ausdruck würdevollsten
Verhaltens? Doch der Mensch neigt dazu, zu verurteilen, was er nicht versteht,
was er aus Unwissenheit nicht nachvollziehen kann oder aus mangelnder geistiger
Flexibilität nicht nachvollziehen möchte. Aus diesem Grunde wurden auch
Heilerinnen als Hexen verbrannt, Wissenschaftler der Blasphemie beschuldigt.
In der juristischen Auslegung gesellt sich das Problem hinzu, dass etwas
menschenwürdig sein kann, wenn man es denn freiwillig tut. Es mag aber als unwürdig
eingestuft werden müssen, wenn etwa der Gesetzgeber das gleiche anordnet. Hinzu
kommt der Grundsatz, dass ein Teilaspekt menschlicher Würde darin zu finden
ist, dass man zur Würde nicht gezwungen werden darf. Bezogen auf die Zoophilie
heißt das: Mache ich diese Dinge freiwillig, ließe sich rein juristisch
vielleicht darüber streiten, ob sie würdelos sind oder nicht. Wären wir alle
zu zoophilen Handlungen gezwungen, wäre dies unbestreitbar würdelos. Im Falle
freiwilligen Handelns kommt hinzu, selbst wenn Tiersex als würdeloses Verhalten
eingestuft wäre, dann würde ein Verbot von Tiersex dem Zwang zu würdevollem
Verhalten gleichkommen. Was aber der Würde das Fundament raubt. Ohne Widersprüche
zu konstruieren, ist der Zoophilie über die Schiene Würde also auch in
juristischer Auslegung kaum beizukommen.
Es ist ein Jammer, aber hochmoralische Denkmodelle können manchmal ganz
praktisch zu äußerst schmerzhaften Ergebnissen führen ...
(Nach den Gedanken von Franz Josef Wetz, Professor für Philosophie, zum Thema Würde
des Menschen, von mir angewandt auf das Thema Zoophilie)
d'r hundskrueppl