Gieri Bolliger: Sexualität mit Tieren (Zoophilie) in Psychologie und Recht.
Eine Erwiderung.
Gieri
Bolliger: Sexualität mit Tieren (Zoophilie)
in Psychologie und Recht.
In: Psychologische Aspekte zum Tier im Recht, Tagungsband
Bern, Stämpfli, 2011, S. 63-121
Eine Erwiderung.
Teilweise direkte Bezüge auf den Originaltext, vielleicht
stellt der Autor diesen einmal als File zur Verfügung.
1.2 Zoophilie
„Gemeint ist also eine auf Tiere konzentrierte sexuelle
Präferenz. Diese kann sich in geschlechtlichen Handlungen äußern, aber auch in
Vorlieben, die nur sekundär, manchmal sogar unbewußt
der sexuellen Befriedigung des Menschen dienen.“
Streicheln oder Reiten sind gute Beispiele, wie fließend
die Grenzen sind. Wer auf einmal einen Anteil Lust beim Streicheln eines Tieres
verspürt ist zoophil, von der Reitbegeisterung
pubertierender Mädchen ganz zu schweigen? (Siehe Anmerkung 6). Nach dem von
Ihnen initiierten Gesetz müssen alle diese jungen Mädchen bestraft werden, weil
sie eine (wohl meist unbewusst) sexuell motivierte Handlung mit dem Tier
vornehmen.
2.1
Ein Grund für das Tabuisieren von erotischer Anziehung
zwischen Mensch und Tier könnte das Abwehren eigener, als nicht zulässig
empfundener Impulse sein.
2.2
Enttabuisierung im Internet
Wer nach animal sex sucht bekommt alle Seiten, die sich mit Tieren
beschäftigen, alle, die sich mit Sexualität beschäftigen, alle, die sich mit
der Sexualität der Tiere beschäftigen und auch viele, die Sex mit Tieren zum
Thema haben. Zumeist Pornoseiten, die Geld für ihre Angebote nehmen. Wobei
Tierpornographie mit der Realität zoophiler
Beziehungen so viel zu tun hat wie Hardcore-Pornographie mit einem
durchschnittlichen Eheleben, also wenig bis gar nichts. Das Material bedient
tatsächlich voyeuristische Begierden, aber nicht die von Zoophilen,
die haben das nach einer gewissen Zeit nicht mehr nötig, sondern die
gelangweilter Nicht-Zoophiler.
Das Internet ist tatsächlich eine Plattform zur
Identitätsstiftung für Gleichgesinnte. Die ist auch bitter nötig. Ich selber
bin vor der Erfindung des Internet aufgewachsen und habe existentielle Krisen
durchgemacht. Es gab niemanden, dem ich mich hätte anvertrauen können. Allein
als Fremdkörper in einer feindlichen Umwelt ist kein schönes Leben. Zoophilie ist eine Spielart der Sexualität. Sie kann harmlos
oder gefährlich sein, je nachdem, wie erfahren die Partner generell oder
miteinander sind. Da sexuelle Handlungen, ob zwischen Menschen oder zwischen
Menschen und Tieren nicht verhindert werden können, auch nicht in einem
Polizeistaat, sind Sachinformationen wichtig und unverzichtbar. Der zumeist
junge Zoophile muß aber
auch bei der Eingliederung in die Gesellschaft begleitet werden, wenn er da
Probleme hat, und die haben viele. Das kann zur Konsequenz haben, daß der Zoophile die Stärke
entwickelt, seinen eigenen Weg zu gehen, aber auch, sein Gefühle als
kurzfristige Faszination zu erkennen und doch eine gesellschaftlich anerkannte
Sexualität zu leben.
Was die Pseudoliteratur angeht: Natürlich schreiben auch zoophile Autoren zoophile Erotik,
wie Autoren anderer sexueller Orientierungen auch, es ist aber tatsächlich
nicht jedem gegeben .
Daß sich Menschen mit ähnlichen Neigungen kennenlernen wollen ist
nichts Besonderes, vielleicht kommt es dabei auch zu sexuellen Handlungen,
ausgerechnet die möglicherweise nicht absolut objektive Frau Frey als Zeugin
für eine mutmaßliche Untergrundszene von Tiersexparties
zu bemühen ist allerdings gewagt.
Ich hätte mir an dieser Stelle eine Differenzierung der
zoosexuellen Menschen zumindest grob in Zoophile, Beasties und meinetwegen auch Zoosadisten gewünscht.
3. Ausmaß
Wie viele Zoophile es gibt wird
sich, so lange Zoophilie nicht als sexuelle
Orientierung anerkannt ist und gefahrlos eingestanden werden kann, kaum mit
annähernder Sicherheit ermitteln Iassen.
Ein Gedanke noch zu Kinsey und heute: Nicht nur die
Menschen sind vermehrt in die Städte gezogen, auch das Verhältnis zum Tier hat
sich damit verändert. Für Urmenschen und Bauern ist das Tier ein Mittel zum
Überleben. Ein Mittel zum Zweck. Erfüllt es diesen Zweck nicht mehr, muß es weg. Die Kuh, das Pferd, Ziege, Schaf, alle muß der Bauer irgendwann umbringen (lassen), um seine
eigene Existenz zu sichern. Der alte Hund wird im Wald erschossen, ein unnützer
Fresser. Der Bauer kann es sich nicht leisten, die Tiere als Seinesgleichen
anzusehen. Eine emotionale Beziehung aufzubauen, die nicht auf aeiner Hierarchie beruht, in der er selbst per definitionem
die Spitze besetzt. Jedes Tier hat seinen Zweck, und sei es unter Anderem als Masturbationshilfe. Was dann auch nur ein
weiterer Zweck ist. Nicht der sexuelle Kontakt verletzt meiner Ansicht nach die
Würde des Tieres, sondern die Zuweisung eines Lebenszwecks durch den Menschen.
Heute leben wir mit den Tieren in einer zweigeteilten
Situation: Auf der einen Seite die Nutztiere, die wir verstecken und deren
Versachlichung wir bis in eine ungeahnte Höhe getrieben haben, andererseits die
Tiere, mit denen wir in einem persönlichen bis familiären Verhältnis
zusammenleben. Aus dem Ausnutzen ist eine Symbiose geworden. Die Steaks für
Mensch und Hund kauft man im Supermarkt. Man geht zum Tierarzt und verschuldet
sich dort auf Jahre hinaus falls nötig. Das Tier ist nicht Ersatz für ein
Beziehung, es ist eine eigenständige Beziehung, selbst wenn Menschen zur
Verfügung stehen und mit diesen eine Partnerschaft gelebt wird. Die Beziehung
zum Tier ist oft tiefer als die zum Partner. Weil man mit dem Tier auf der
emotionalen Ebene kommuniziert, zu der man sich beim menschlichen Partner erst
durch dicke Schichten von Rationalisierungen und Kultur durchgraben muß. Sollte es bei solch einer Beziehung zu sexuellen
Kontakten kommen, sehe ich die Würde des Tieres nicht verletzt. Hier wird dem
Tier kein Zweck zugewiesen von einem gottgegeben höherwertigen Menschen. Hier
ist das Tier gleich viel wert wie der Mensch. Und ergreift oft genug im
entscheidenden Moment die Initiative.
Den Zoophilen wird konsequent
unterstellt, auch auf Seite 73, sie würden Tiere "zu etwas
verwenden", was Machtmissbrauch und Verachtung impliziert. Das ist
subjektiv und wahrscheinlich auch objektiv falsch. Vielleicht aber zudem auch
gezielte Diskriminierung.
II. Betroffenenprofil
und Motive.
1. Betroffenenprofil
Bemerkenswert ist nur der letzte Satz:
"Überdurchschnittlich betroffen sein sollen aber beispielsweise auch
Zoologen, Tierärzte, Tierpfleger und Tierschützer". Wenn das unsere
Freunde, die Aktivistinnen, lesen, fallen sie von
ihrer Ideologie ab.
2. Verwenden
eigener und fremder Tiere
Davon abgesehen, daß der
Begriff "Verwenden" nicht paßt, weil er den
emotionalen Aspekt nicht berücksichtigt und gewollt despektierlich ist, ist das
Themen Fencehopping auch unter Zoophilen
umstritten. Man muß da meiner Ansicht nach zwei
Beziehungsebenen auseinander halten:
1) Tier und Zoo.
Wenn die sich verstehen und kein Zwang angewendet wird
ist dagegen, wie gesagt meiner Ansicht nach, nichts einzuwenden.
2) Besitzer-Zoo
Verletzt wird hier das Bedürfnis des Besitzers zu
herrschen. Er will bestimmen was "sein" Tier macht: Fressen,
schlafen, arbeiten, sich fortpflanzen, sterben. Das Tier wird nicht gefragt. Es
wird verwendet. Daß ein Tier aber aus eigenem Willen
und Motivation (welcher Art auch immer: Um eine langweilige Nacht aufzupeppen,
um den Anderen in der Herde etwas zu beweisen...) sich mit einem gerade
herumschleichenden Zoo einläßt macht ihn wütend. Er
sieht nicht den Willen des Tieres, er sieht nur die unbefugte Verwendung seines
Eigentums. Und er tut mir überhaupt nicht leid.
Es gibt aber heute auch immer mehr andere Besitzer.
Menschen, die eine Beziehung zu ihren Tieren haben. Denen das Tier viel
bedeutet, die sich Sorgen machen. Wie Zoos, nur ohne den sexuellen Aspekt. Und
leider schleichen nicht nur freundliche Zoos nachts auf Weiden herum. Sondern
auch Menschen, die den Tieren etwas antun wollen. Der Besitzer findet
Fußabdrücke und lebt fortan in Panik, Angst und Haß.
Er kann nicht wissen, welche Sorte Mensch dagewesen ist.
Und als Zoo kann man nicht wissen, welche Sorte Besitzer
das Tier hat. Es sei denn, er macht ihn ausfindig und fragt. Ziemlich utopisch,
aber nur so könnte man den Konflikt entschärfen. Bis dahin sollte man das Fencehoppen möglichst lassen.
Was das Überlassen von Tieren unter
"Betroffenen" angeht, so zeigt der Autor wieder einmal, daß er fest im anthropozentrischen Weltbild verwurzelt ist.
Er kann sich nur ein Entscheiden über den Kopf des Tieres hinweg vorstellen. So
aber ist es nicht. So etwas kommt vor, wo Tiere und Menschen sich kennen. Hunde
und Pferde sind nicht monogam. Warum sollten die dazugehörigen Menschen es
sein. Daß Frau Frey im Internet einen
Tierverleihdienst zu sexuellen Zwecken vermutet ist nicht weiter verwunderlich,
wenn man ihre Schriften kennt, es eignet sich aber gut als Überleitung zu
Pornotheatern und Tierbordellen, wobei wir wieder glücklich in der Schmuddelecke angekommen sind. Aber da mussten wir ja auch
hin.
3. Ursachen
Jeder Zoo ist anders. Stimmt.
3.1 Psychische
Befunde.
Wenn ich mich recht erinnere muß
eine Paraphilie Leid erzeugen, sonst ist sie nur eine
nicht krankhafte Normabweichung. Die Leiden von Zoophilen
entstehen aber durch die Gesellschaft, nicht durch die Zoophilie
an sich.
3.2
Ersatzbefriedigung
Sexuelle Handlungen mit Tieren mögen in manchen Fällen eine
Ersatzbefriedigung sein. Das ist aber noch keine Zoophilie.
Zoophilie ist nicht nur mit Emotionen verbunden, sie
ist wohl auch eine Lebenseinstellung.
Frühe Prägung: Die Beobachtung stimmt, bei der Analyse
fehlt allerdings wiederum der emotionale Aspekt. Daß
Alkohol die Hemmschwelle herabsetzt ist allerdings nicht spezifisch für Zoophile.
3.3 Starke
Emotionen
stimmt. Die Gibt es.
a) Zoosadismus
Ist was Scheußliches und der Autor widmet ihm zwei ganze
Seiten. Was die Rezeption in der Gesellschaft widerspiegelt. 1000 Zoos leben in
einer harmonischen Beziehung, 1 Zoosadist verdirbt das Image.
b)
"Tierliebe"
Der widmet der Autor nur eine halbe Seite. Ich gehe im
Gegensatz zum Autor davon aus, daß eine emotionale
Verbundenheit besteht. Daß manche Zoos ihren Hunden
gegenüber zu Waschlappig sind kann man beobachten.
Das Streben nach Dominanz ist bei Zoos unterdurchschnittlich ausgeprägt, das
wurde nachgewiesen (Beetz). Das ist im Umfang mit Hunden nicht immer gut.
aa) Selbstverständnis von
Zoos
Das soll als aa) ja wohl hoffentlich kein Unterpunkt zu a) Zoosadismus sein. . .
Also hunderte entsprechende Websites wäre ja schön, im
deutschen Sprachraum sind es vielleicht 10. Wobei detaillierte Beschreibungen
sexueller Praktiken zur Vermeidung von Unfällen sinnvoll wären aber wegen der
Straf- und Jugendschutzgesetze in Deutschland nicht erlaubt sind. Und natürlich
kann man Ideologie nur mit Ideologie bekämpfen
Der Punkt mit den geheimnisvollen Codes hat sich übrigens
überlebt. Sie kommen aus den Frühzeiten des Internet und werden kaum noch
verwendet.
bb) Vermeintliches
Einvernehmen
Ich fasse mal zusammen: Wir kommen von „Auch Tiere können
Zoos lieben“ über „alles Dressur und interartlicher
Kommunikationsbarriere“ zu „Tiere können keinen anzeigen“.
Meine Beobachtung: Tiere sind keine
Reiz-Reaktions-Maschinen. Eine Dressur im klassischen Sinne ist nicht
erforderlich. Wenn das Tier nicht will oder beim ersten Ausprobieren merkt, daß er oder sie das nicht mag, dann ist das eben so. Ist es aber angenehm, will Tier Wiederholung. Und
auch für die Tiere scheint Sex mit Menschen auf einer anderen Ebene zu liegen
als Sex mit Artgenossen. Der Effekt, daß sich ein
Tier nur noch für Menschen interessiert tritt nicht sehr oft auf und dann erst
nach Jahren. Und selbst wenn: Welches Tier darf heute schon noch mit
Artgenossen Sex haben?
2. Rechtslage in der
Schweiz.
2.1.
Tierschutzgesetz von 1981
Die Rechnungen kann ich nicht ganz nachvollziehen, es
zeigt sich nur, daß der Autor jeden, auch den
gewaltfreien, sexuellen Kontakt für unrechtmäßig hält - bliebe zu fragen,
warum.
2.2.a Ungenügender Rechtsschutz als Ausgangslage
Der Autor beschreibt die frühere Rechtslage mit
unangemessen emotionalem Vokabular. Ohne in eine juristische Detaildiskussion
einsteigen zu wollen, zu der mir auch die Ausbildung fehlt, halte ich es nicht
für zwingend, daß wenn der Gesetzgeber in der Schweiz
Gewalt gegen Tiere und Pornographie mit Tieren verboten hat, daraus in dem
angeführten "Erst-Recht-Schluß" daß deswegen erst recht jeglicher, auch ein gewaltfreier,
sexueller Kontakt zwischen Tier und Mensch zu missbilligen Absicht der
Gesetzgebung war. Verboten wurden Gewalt und Pornographie. Diese nicht als
unabhängig vom sexuellen Mensch-Tier-Kontakt zu sehen scheint mir eine
willentliche Interpretation des Autors zu sein. Es ist bedauerlich, daß die in einem Gutachten ausgedrückte Meinung dieses
Autors nun ein Gruppe von Menschen in der Schweiz zu
Kriminellen macht, die keine Gelegenheit hatte, ebenfalls eine Stellungnahme
abzugeben.
b) Geschütztes
Rechtsgut: Tierwürde.
Jetzt wird es interessant: Die Begründung. Der Staat hat
keine Sittengesetze zu machen - dem stimme ich zu. Will man, daß er doch eines macht, muß man
ihm das mit einer möglichst logisch anmutenden Begründung unterjubeln. Kurz vor
Redaktionsschluss, damit auch keiner sich gründlich Gedanken darüber machen
kann.
Also griff der Antor auf die Würde des Tieres zurück.
Verwirklicht durch den ethischen Tierschutz, dem die Fürsorgepflicht des
Menschen zugrunde liegt, die ihm ausgelieferten Tiere verantwortungsvoll zu
schützen.
"Als empfindungs- und leidensfähige Mitgeschöpfe
sind sie nicht im Interesse des Menschen, sondern vielmehr um ihrer selbst
willen in der Welt und zu achten. Das Würdekonzept schützt Tiere in ihrem
Selbstzweck, indem es die generelle Respektierung ihrer physischen und
psychischen Integrität gebietet, und untersagt, sie als bloße Mittel zur
Befriedigung menschlicher Interessen zu verwenden."
Dieses Zitat könnte von einem Zoophilen
stammen, der ein Tier als ein ihm wichtiges gleichberechtigtes Gegenüber
ansieht, nach dessen (auch sexuellen) Wünschen er sich richtet, wo immer die
Gesellschaft ihm den Freiraum dazu läßt.
Weiter im Zitat: "Dies geht weit über den durch Art.
4 Abs. 2 TSchG sichergestellten Schutz vor
ungerechtfertigten Schmerzen, Leiden, Schäden und Ängsten hinaus."
Und mit dem Wort ungerechtfertigt entlarvt sich das hier
vorgestellte Konzept des ethischen Tierschutzes als enttäuschende Mogelpackung.
Denn welche Beeinträchtigung gerechtferigt ist
entscheidet immer noch der Mensch. Und zwar, wie wir leider alle wissen, anhand
seiner eigenen Interessen. In den seltensten Fällen anhand der Interessen des
Tieres.
Wie sehr Autor und Gesetzgeber im anthropozentrischen
Weltbild verhaftet sind sieht man auch daran, daß
Belastung des Tieres gegen den Nutzen für den Menschen abgewogen werden muß. Sie wird nicht verboten, sie wird beurteilt. Natürlich
anhand des Nutzens für den Menschen. Das ist keine Ethik, das ist
Utilitarismus. Einige Handlungen werden per se als nicht verhältnismäßig
definiert, auch sexuell motivierte Handlungen. Was sogar Sinn macht, wenn man
den Zoos auch unterstellt, sie würden wie man selber die eigenen Interessen in
den Vordergrund stellen. Dem ist jedoch in der Regel nicht so. Selbst die
Wissenschaft hat festgestellt, daß Zoos eine
geringere Neigung zur Dominanz haben als die Durchschnittsbevölkerung. Die
Würde des Tieres wird dort verletzt, wo dem Tier vom Menschen ein Zweck
zugewiesen wird. Nahrungslieferant, Modeaccessoire, und auch ausschließlich
Mittel zur sexuellen Befriedigung. Die Würde des Tieres wird nicht verletzt,
wenn sich zwei Wesen verstehen und Dinge zusammen unternehmen, die im
Erfolgsfall für beide angenehm sind.
bb) Sexuelle Integrität
als Teilaspekt der Tierwürde.
Dem Anfang der Ausführungen kann ich zustimmen. Fazit
"Ob die sexuelle Integrität eines Tieres beeinträchtigt ist hängt in
erster Linie davon ab, ob der Geschlechtskontakt mit einem Menschen seinem
freien Willen entspricht oder nicht." Schwierig wird es mit dem nächsten
Satz: "Für ein echtes Einverständnis zu einer Intimbeziehung müssen bei
sämtlichen Beteiligten das entsprechende Bewusstsein, das Wissen über die
Vorgänge und ein darauf gerichteter Wunsch vorhanden sein." Nicht mal bei
einem Menschen kann die moderne Wissenschaft das Bewusstsein definieren. Also
ist jeder Mensch ungeeignet für eine Intimbeziehung - das kann nicht sein. Das
Argument, wir könnten nicht wissen, was Tiere beim Geschlechtsakt denken ist
ein anthropomorpher Fehlschluß. Ein Mensch kann zwar
mit Sprache ausdrücken, was er denkt, aber er kann sich unter dem kulturellen
Überbau seiner Moralvorstellungen nicht einmal sicher sein, ob er wirklich
seine originären Gefühle empfindet. Geschweige denn, daß
er diese dann auch kommuniziert. Ein Tier hat die Möglichkeit, seine in diesem
Moment auftauchenden Gefühle zu empfinden, sie durch Körpersprache auszudrücken
und ihnen gemäß zu handeln - auszuweichen, sich zu wehren, oder eben auch
passiv zu bleiben oder aktiv mitzuwirken. Entscheident
ist, daß der Mensch diese Äußerungen des Tieres
respektiert und sich nicht aufdrängt, wenn er gerade nicht willkommen sein
sollte. Vom Tier zu verlangen, die Konsequenzen seines Tuns auf Jahre hinaus
vorauszudenken wird dem Tier nicht gerecht und ist somit als ohnehin nur für
den Menschen wichtige Gedankenkonstruktion untauglich.
Völlig inkonsequent ist es allerdings, die Tierwürde
durch Regeln der menschlichen Gesellschaft zu relativieren. Schlachten,
künstlich befruchten und alles was gegen die Tierwürde und den Willen des
Tieres verstößt ist durch die Gesellschaft legitimiert und deswegen rechtlich
erlaubt?
Das ist Opportunismus in Reinkultur und macht das ganze
Konzept unglaubwürdig.
c)
Tatbestandsmerkmale
aa)
Sexuell motivierte Handlungen mit Tieren
Da spricht jetzt der Jurist und ich bin keiner,
hanebüchen finde ich allerdings, daß eine Tat
strafbar ist wenn sie weder aus der subjektiven Sicht des Täters noch des
Opfers, sexuell ausgerichtet ist, aber für einen unbeteiligten objektiven
Beobachter einen eindeutigen intimen Bezug aufweist.
Das ist doch hirnrissig. Außerdem gibt es keine
objektiven Beobachter.
Noch verrückter wird es, wenn bei sexuellen Handlungen
auf die Motivation abgestellt wird. Solange man keine Gedankenpolizei einführt
wird man so nur Täter und Opfer erzeugen, vermutlich mit Hilfe von
„objektiven" Beobachtern, aber weder der Tierwürde noch der Gerechtigkeit
weiter helfen. Witzig ist die Forderung, das Gesetz auch auf Wirbellose
auszuweiten. Ich kenne viele Zoos, aber ein Quallenzoo
ist nicht darunter...
Den Rest des Artikels kann man grob zusammenfassen: Aufruf
zum Denunzieren, konsequente Darstellung von Zoophilie
als Gewalttätigkeit, Unzulässige Verknüpfungen von Zoophilie,
Pädophilie und Lustmördern, wenn Zoophile ihre Tiere
verletzt haben bringen sie sie lieber um als zum Tierarzt zu gehen, die alte
Leier, nichts Neues.
Nochmal: Wer Tiere
quält ist nicht zoophil.
Gewarnt wird dann noch vor den von Zoos betriebenen nicht
kommerziellen Webseiten. Ich betreibe eine solche. Sie hat tatsächlich die
Aufgabe, Zoophilen und auch Nicht-Zoophilen
eine Diskussionsplattform zu bieten.
Irgendwie fehlt
hier d) aber egal, e) Fazit
Im Fazit rechtfertigt der Autor sein wackliges
Gedankengebäude und ruft zu operativer Hexenjagd auf, damit man die
Willkürlichkeit in seinen Prämissen und seinen Schlüssen übersieht.
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