Isis Geschichte

was Isis erlebte

von Isis, übersetzt von Michael


30. April 1995

Ich schreibe dies aus dem Blickwinkel einer Nicht-zoophilen, deren Ehemann sich erst vor wenigen Monaten ihr gegenüber geoutet hat. Ich hoffe, daß die Schilderung meiner Erfahrungen und emotionalen Turbulenzen Menschen helfen kann, die in eine vergleichbare Situation kommen.

Im Januar 1995 begann ich in der Alt.Sex.Bestiality zu lesen und zu schreiben und bat um Hilfestellungen, um mit diesem neuen Aspekt meiner Ehe und meines Lebens besser umgehen zu können. Alle, die mir schrieben, waren sehr hilfsbereit, aber niemand war jemals in genau der gleichen Situation gewesen, und so konnte auch niemand so recht verstehen, wie ich mich fühlte. Es haben sich tiefe und dauerhafte Freundschaften in der Folge meines ersten Postings entwickelt, aber diese Freunde sind selber Zoophile und nie in der Situation gewesen, der "Normale" Partner zu sein, der mit einer solchen Neuigkeit fertig werden muß. Als solche konnten sie mir zwar näherbringen, was mein Partner durchmachte, sich aber nicht so ganz in meine Situation einfühlen.

Natürlich werden meine Erfahrungen nicht genau mit denen eines beliebigen Anderen übereinstimmen, und so muß ich wohl mit meiner Schilderung am Anfang anfangen und ein wenig über die Vorgeschichte meiner Beziehung zu meinem Mann erzählen. Er hat mich damit nicht vor den Kopf gestoßen, nein, er hat es mir gegenüber mehrere Jahre lang mehr und mehr durchblicken lassen. Das ist vielleicht nicht die ideale Methode, hatte aber zu Folge, daß ich nicht total überrumpelt und schockiert vor diesem "Psychopathen" davonlief, was ich andernfalls leicht getan hätte.

Als ich das erste Mal etwas über Zoophilie hörte war ich in der zwölften Klasse. Mein zukünftiger Mann (in der Newsgroup und auf dem Forest bekannt als Miami) erzählte mir, daß er sexuelle Phantasien mit Tieren gehabt hatte. Ich war fasziniert. Meine Neugier war geweckt. Ich schrieb in mein Tagebuch: "Ich will wissen, was genau er sich da vorstellt!...Und mit welchen Tieren!" Aber mehr Gedanken habe ich nicht daran verschwendet. Mir war klar, daß Phantasien eben Phantasien sind, in denen alles möglich ist. Es erschien mir nicht übermäßig seltsam, daß er mit Tieren zusammensein wollte, aber das brachte mich weder dazu, länger darüber nachzudenken noch selber in dieser Richtung aktiv zu werden.

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, in welcher Reihenfolge er mich mit Informationen fütterte. Jedenfalls gingen wir die folgenden Jahre zusammen zur Universität, zogen zusammen und heirateten schließlich, und er sprach immer wieder von Tieren, besonders Pferden, für die er immer schon schwärmte. Ich finde das nicht anrüchig, immerhin liebe ich Katzen und es gibt genügend Hunde- und sonstige Narren. Daß dabei ein sexueller Aspekt sein könnte kam mir nie zu Bewußtsein, obwohl er mir das in der Highschool ja gesagt hatte. Er sah sich gerne Bilder von ihnen an, kam fast von der Straße ab, weil er ein "Pferdchen" oder auch eine ganze Herde davon anstarren mußte und sah sich gerne Tierfilme an, besonders die, die Paarungsszenen zwischen allen möglichen Tieren zeigten. Ich fand das nicht außergewöhnlich, so ein bißchen lüstern bin ich ja selber auch manchmal...

Mit zunehmender Vertrautheit offenbarte er mir mehr von seinen Träumen und Phantasien. Manche davon, wie die Vorstellung, wir seien ein Löwenpärchen bei der Paarung, wirkten auf mich prickelnd erotisch. Ich maße mir kein Urteil über Anderer Leute Träume an - schließlich kann niemand etwas für die Kapriolen, die die Phantasie im Schlaf macht. Andere, wie die Vorstellung, wir seien Pferde, kamen mir zwar komisch vor, aber nicht irrsinnig. Wenn er sie anregend fand, so störte es mich überhaupt nicht, wenn er mich von hinten nahm wie eine Stute und mich in den Nacken biß - im Gegenteil. Ich genoß es, er auch, und so empfand ich es als eine harmlose und unverdächtige Marotte. Nicht einmal, daß er mit mir auf einem Pferderücken schlafen wollte kam mir allzu seltsam vor. Vielleicht unpraktisch und unbequem, aber nicht verrückt.

Kurz nach unserer Hochzeit hatten wir einmal eines von Nancy Fridays Büchern über sexuelle Phantasien gelesen, das ein Kapitel über Zoophilie/Bestiality [Anm. d. Übers.: Für Bestiality gibt es keine Entsprechung im Deutschen, man lese die ZOOFAQ] enthielt. Er fand dieses Kapitel faszinierend und las es immer wieder, aber ich brachte das nicht mit irgend etwas in Verbindung, das er je gesagt oder getan hatte. Er fragte mich, ob ich meinte, daß Sex mit einem Tier Ehebruch wäre. Das hätte mir ein Fingerzeig sein können, aber vielleicht war ich blind für etwas, was so "aus der Spur" war. Ich sagte ihm, daß ich das nicht glaubte, weil es für mich nur eine bizarre Form von Masturbation sei. Ich hatte unglücklicherweise die gleiche Meinung wie die meisten Menschen, daß nur Verzweifelte auf ein Tier ausweichen müßten.

Ich hatte die Vorstellung von unter Druck stehenden Teenagern ohne bessere Gelegenheit oder hoffnungslos abscheulich aussehenden Erwachsenen, die sonst niemanden fanden.

Ich konnte nicht herausfinden, warum er mich das fragte. Er sagte, er frage das einfach nur so aus Neugier. Wir unterhalten uns ab und zu über hypothetische Fragen, und so erschien mir das nichts Besonderes zu sein.

Ich fand es auch nicht seltsam, daß er stundenlang Freunde besuchte, die Pferde hatten, oder sich an die Rennstrecke stellte, nur um sie zu anzusehen, oder zur Rennbahn ging aber nie wettete, oder meilenweit Fahrrad fuhr nur um zu einer Farm am hinteren Ende der [San Francisco?] Bay zu gelangen. Wenn er sagte, er könne nicht schlafen und bis zwei Uhr nachts spazierenging, dann machte ich mir zwar Sorgen um ihn, aber ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß er unterwegs war um mit einem Hengst am Wege französische Liebesspielchen zu vollführen. Ich dachte nur, er mache sich Sorgen über die Schule oder die Arbeit oder über uns. Er war ein hervorragender Untergrundagent, und ich wäre niemals, wirklich niemals, auf die richtige Spur gekommen.

Als wir Ende 1994 unseren Internetanschluß bekamen, fielen mir die Suchbegriffe für eine Newsgroup, alt.sex.bestiality, auf, die er oft las. Ich erinnerte mich daran, was er mir in der Highschool erzählt hatte, aber ich dachte immer noch, er sei nur neugierig. Immerhin schaute ich auch in jede der alt.sex Groups wenigstens einmal hinein, nur um zu sehen, worum es da ging. Eigentlich kümmerte es mich nicht die Bohne, was er da las, aber er entwickelte einen gewissen Verfolgungswahn, jedesmal wenn ich am Rechner vorbeikam. Er blieb bis spät in die Nacht auf, loadete Bilder down, die ich nicht zu sehen bekam und las Geschichten, die ich nicht zu lesen bekam.

Wir fingen an, uns gegenseitig anzuschnauzen. Ich war sauer, weil er andauernd im Netz herumhing und mich ignorierte. Er war wütend, weil ich ihm angeblich keine Privatsphäre ließ. Wir wohnen in einer winzigen Wohnung, da ist nichts mit Privatsphäre. Ich begann ihn mit diesen Suchbegriffen, über die ich dauernd stolperte, zu ärgern und fragte ihn, was er da las. Ich sagte ihm sogar, daß es mir egal sei, was er las, solange er nicht anfinge, Heimlichkeiten zu haben. Das war es, was mir wirklich wehtat: Daß er kein Vertrauen zu mir hatte. Ich versteckte die Geschichten oder Bilder, die ich erotisch fand, nicht vor ihm, also war es für mich nur logisch, daß er das auch nicht tun sollte.

Die Situation verschlechterte sich, bis ich ihm endlich Ende Januar sagte, daß ich es nicht ertragen könnte, wenn er mir nicht vertraut. Ich war seine Frau und mir stand ein gewisses Maß an Vertrauen zu, statt dessen wurde ich jedesmal angefahren, wenn ich an meinem eigenen Computertisch vorbeiging. Ich wußte, daß er jedesmal, wenn ich auch nur in den Nachbarraum kam, in Windows auf einen anderen Task umschaltete. Er quälte sich in steigendem Masse mit Verfolgungsphantasien herum, ich würde ihn ausspionieren, wenn ich doch nur ganz harmlos ein Glas Wasser oder etwas zu essen holen wollte.

Als wir eines Abends zu Bett gehen wollten, wurde die Situation kritisch. Es war Wochenende und ich wollte mit ihm schlafen. Ich hatte ihn endlich vom Rechner losgeeist und war immer noch ärgerlich, daß er mir die Aussprache über sein Lesen in der alt.sex.bestiality verweigerte. Er wiederholte nur immer wieder "Wenn ich es Dir nicht sage, kannst Du nicht sicher sein", als wenn mir nichts zu sagen so etwas wie ein Zauber wäre, der ihn - oder uns - retten könnte.

Wir lagen uns in den Armen und ich sagte ihm, daß ich auf dem Standpunkt stünde, daß Eheleute keine Geheimnisse voreinander haben sollten, daß ich ihn liebte, was auch immer er mir zu sagen hätte und daß ich aber keinen Mann lieben könnte, der nicht ehrlich zu mir wäre. Ich dachte mir, irgendwann würde er von selber damit herauskommen, hatte sowieso keine Lust mich zu streiten, wenn mir eigentlich nach Liebe machen war und ließ es damit auf sich beruhen. Ich dachte mir, er würde darüber nachdenken und später darauf zurückkommen, wenn er zu einem Ergebnis gekommen war.

Wir gingen zu Bett und als wir da so saßen sagte er mir, daß er in dieser Newsgroup gelesen hatte und daß er fürchtete, ich würde ihn deswegen hassen. Ich lachte und erwiderte, daß ich doch schon seit Highschooltagen wüßte, daß er auf so etwas steht, so schlimm sei das doch auch wieder nicht. "Nur hab keine Geheimnisse vor mir" war meine Kernaussage. Dann sprach er den Satz, der unser Leben veränderte:

"Ich meine, ich habe nicht einmal die Hälfte von dem gemacht, was andere da getan haben."

"GEMACHT??!" fragte ich.

"Oh Herr, hätte ich doch bloß den Mund gehalten." Er lachte über sich selber, dann ließ er den Kopf hängen und wirkte vollkommen verloren und am Boden zerstört. "Das wollte ich Dir eigentlich jetzt noch nicht sagen." Er begann zu weinen.

Ich war schockiert und verwirrt und verletzt. Eine Welle von sich überschlagenden Gedanken überflutete mein Hirn. "Kein Wunder, daß ich ihn meist zum Sex überreden muß. Was stimmt mit mir nicht? Liebt er mich nicht? Warum? Warum? Warum?"

Ich fing nicht sofort an zu weinen. Ich mußte für ihn stark sein. Er lag schluchzend in meinen Armen und ich sagte ihm immer und immer wieder, daß ich ihn liebe. Ich wollte alles wissen, jetzt gleich auf der Stelle, was er getan hatte, warum er es getan hatte, was er fühlte wenn er es tat. Alles wollte ich wissen, aber ich mußte meine Neugier im Zaum halten bis er seinen Schmerz überwunden hatte.

Dies geschah am Freitag, den 27. Januar. Zwei Tage später schrieb ich in mein Tagebuch:

Sonntag, den 29. Januar 1995

Was mir (am Internet) gefällt, ist, daß egal wofür Du Dich interessierst, es gibt eine Newsgroup, in der genau das diskutiert wird. (Miami) schätzt diesen Aspekt auch, und zuerst versuchte er die Tatsache, daß er die alt.sex.bestiality las, vor mir zu verbergen, sogar nachdem ich seine Suchbegriffe gesehen hatte. Wochenlang wurde er sehr nervös und ärgerlich, wenn ich nur am Rechner vorbeiging, während er davorsaß, und am Ende sagte ich ihm, daß wir uns doch vertrauen sollten und keine Geheimnisse voreinander haben sollten, weil wir doch ein Ehepaar seien.

Am Freitag... hat er mir gestanden zoophil zu sein. Die FAQ in der alt.sex.bestiality lehrte mich, daß das Menschen sind, die eine emotionale Bindung zu den Tieren, mit denen sie schlafen, haben. Bestialists haben zu ihren Tieren anscheinend ein Verhältnis wie zu Huren.

Ich habe schon seit der Highschoolzeit gewußt, daß er solche Phantasien hat, aber ich hatte keine Ahnung, wie tief die gingen. Er weinte, als er mir das sagte, und er sagte daß er immer in der Angst schwebte, erwischt und ins Gefängnis gesteckt zu werden. In Kanada kannst Du dafür bis zu 10 Jahre bekommen. Er gab zu mich angelogen zu haben und bat mich um Verständnis, er liebe mich und könne ohne mich nicht leben. Wir haben uns in den letzten 3 Tagen mehrfach darüber unterhalten, ich fasse hier etwas zusammen. Anscheinend hat er mit nichts außer mir einen richtigen Geschlechtsverkehr gehabt, obwohl er es einmal versucht hatte. Irgend etwas hat er aber gemacht, seit wir verheiratet sind, und das ist auch der Grund, warum er mich einmal fragte, ob man das als Betrug auslegen könnte. Damals sagte ich nein, weil ich damals die Vorstellung hatte, daß man nur zu solchen Mitteln greifen würde, wenn man in Druck ist und keinen Partner hat.

Er sagte, er habe eine gefühlsmäßige Beziehung zu ihnen, und daß sie ihn kennen und auf ihn eingehen. Der Grund, warum er so aus dem Häuschen war, als (einer unserer Freunde) herausfand, daß er von diesem Pferd gebissen worden war ist, daß er mit diesem Pferd etwas angefangen hatte. Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich nie ein Wort darüber verloren, aber er meinte, oralen Sex hätte ich auch drei Tage später noch nicht mit ihm haben wollen.

Als wir unser erstes Gespräch hatten war er so durcheinander, daß ich ihn nur trösten wollte. Mir kam gar nicht der Gedanke, aus der Haut zu fahren, was ein Teil von mir immer noch für die richtige Reaktion hält. Er versuchte, mir etwas zu erklären, blieb aber immer hängen und sagte Dinge wie "Leute wie ... Gott. Leute wie ...WIR" und zog mit der Hand eine Linie zwischen uns.

Mir war nach Weinen... Ich fühlte mich ihm so nahe, weil er mir das anvertraut hatte. Mir war, als verstünde ich ihn endlich vollkommen.

Er sagt, daß es seine Neigung, Freude zu schenken ist, die ihn dazu bringt, mit Tieren etwas anzufangen. Er weiß nicht, warum er es tut und kann sich nur schwer erinnern, wann es angefangen hat, aber er hat sich das alles notiert und so wird er es nicht vergessen. Er hat dafür den Rechner auf der Arbeit benutzt, und obgleich er schon Brieftasche und Schlüssel dort hat liegenlassen, die inkriminierende Diskette vergaß er nie. Die letzten paar Wochen habe ich mich gewundert, daß er so gestreßt ist. Ich schob es auf die Arbeit, aber es ist wohl eher, weil er Dinge vor mir verborgen hat, und sich Sorgen machte, jemand könnte etwas herausfinden. Ich nehme an, von jetzt an schreibt er zu Hause. Ich will wissen, was er gemacht hat und wann, aber ein Teil von mir will das auch wieder nicht. Er sagt immer wieder, daß er der selbe Mensch wie letzte Woche sei, daß sich an ihm nichts geändert hat, aber alles hat sich jetzt verändert.

Ich habe ihm gesagt, daß ich versprochen habe ihn zu lieben "bis der Tod uns scheidet und keinen anderen anzusehen", aber er hat seine Schwüre nicht gehalten, also was muß ich jetzt machen?

Gestern schrieb ich ihm einen Brief, hauptsächlich, damit er sich besser fühlt. Seit er mir das erzählt hat war er sehr nüchtern sachlich, genau wie mein Bruder, als er Mutti eröffnete, daß er schwul ist. Er sagt, er ist froh, daß ich Fragen stelle und das Thema nicht totschweige. Mir kommt in den Sinn, daß je länger man sich mit einer Perversion beschäftigt, um so normaler kommt sie einem vor. Und deswegen hätte ich gerne, wenn er aufhören würde asb zu lesen, weil das seine Krankheit noch unterstützt. Ich weiß, daß je mehr ich über Dreier lese, um so mehr will ich das einmal ausprobieren, und ich fürchte, bei ihm ist das genauso, daß er irgendwann tatsächlich versucht, mit einem Pferd zu schlafen und womöglich dabei auch noch Erfolg hat. Wenn wir jemals eine Farm haben, wie kann ich ihm da mit den Pferden und so vertrauen? Er wollte immer welche haben, jetzt weiß ich auch, warum.

Er besteht darauf, daß er nur gerne mit ihnen zusammen ist, aber genauso gut könnte ich sagen, ich hätte gerne einen Harem aus sexy Männern, weil ich die so gerne um mich habe.

Heute eröffnete er mir, daß es ihn immer noch dazu drängt, obwohl wir verheiratet sind. Er versuchte mich zu beruhigen indem er mir sagte, daß er mich liebte und er mir nie ein Tier vorziehen würde, obwohl es da im Internet Leute gäbe, die ausschließlich mit Tieren Sex hätten. Ich weiß nicht, wo ich die Grenze ziehen soll. Wann soll ich ärgerlich werden? Wann angewidert und abgestoßen? .... Geht es mir so schlecht daß ich mir ein Leben mit diesem Thema antun muß? Oh Gott, hilf mit!

Wieso habe ich die Anzeichen nicht bemerkt?

(Hier führte ich 16 Begebenheiten auf, die mich eigentlich hätten warnen müssen, daß da etwas im Busch war)

Warum bin ich so dumm? Er hätte mir kaum mehr Hinweise geben können. selbst wenn er sie mir mit Absicht gegeben hätte. Er sagte, er habe von Leuten gelesen, die mit ihrem Coming Out ihr Leben zerstört hatten. Ich will ihn nicht ruinieren, denn dann würde er mich hassen und damit könnte ich nicht leben, aber ob ich mit dieser Situation leben kann, weiß ich auch nicht.

Das war so ungefähr meine erste Reaktion. Ich bin sicher, ich bin nicht die Einzige, der es so ging.... Zuerst sah ich Zoopphilie als eine Krankheit oder eine Perversion an, als etwas, das an ihm nicht stimmte. Wie ich aber die Leute hier kennenlernte, hat sich diese Ansicht in Nichts aufgelöst. Zoophile sind einfach ganz gewöhnliche Menschen mit einem ungewöhnlichen Begehren. Viele von ihnen haben, wie mein Mann, noch menschliche Partner. Manche dieser Partner wissen es, andere nicht. Manche von den Leuten hier haben nur nichtmenschliche Partner. Ich brauchte lange um zu erkennen, welche Vielfalt es auf der Welt gibt. Ich bin sehr froh, daß ich die Gelegenheit bekam, das zu erkennen.

Ich bin auch von dem Gedanken abgekommen, daß er sein Ehegelübte bricht, wenn er mit einem Tier zusammen ist. Es ist nicht so. daß er mich jemals wegen einem Pferd verlassen würde. Er hat mir gesagt, daß er, vor die Wahl gestellt, sich auf der Stelle für mich entscheiden würde. Ich hoffe nie so kleinlich zu werden, ihm solch eine Entscheidung aufzuzwingen. Er meinte, daß seine Gefühle für das Pferd, das er liebt, sich mit seinen Gefühlen für mich nicht vergleichen lassen. Das Pferd füllt für ihn ein emotionales Vakuum, das ich nicht ausfüllen kann. Obwohl es mich traurig macht, daß ich nicht alle seine Bedürfnisse erfüllen kann, so ist es mir doch (mit der Hilfe unserer neuen, zoophilen Freunde) klargeworden, daß niemand alles für einen anderen Menschen sein kann. Augenscheinlich habe ich nicht die richtige Ausstattung, um ihm den Hengst zu machen (grins).

Sein Coming Out hat unsere Ehe sogar verbessert, denn all die Schmerzen, die wir durchlebt haben, haben uns zusammengeschweißt. Selbst als ich hörte, was er mit den Tieren gemacht hat, fühlte ich mich ihm nur noch näher, denn es zeigte mir eine Seite von ihm, von der ich nicht einmal wußte, daß sie existiert...

6. Februar 1995

Gestern abend erzählte mir (Miami) mehr darüber, was er mit den Tieren gemacht hatte. Er begann mit den Erlebnissen mit (seinem Hund). Ich wußte schon, daß er ihn masturbiert hatte, aber jetzt erfuhr ich, wie und warum. Später, als wir uns liebten, sagte er mir, daß er sich auch habe ablecken lassen. [Selbstzensur des Übersetzers wegen |184,3 StGB ]. Ich fühle mich schon pervers, wenn ich nur daran denke. Ich bat ihn, mir doch mehr zu erzählen, aber er wollte nicht und so bestand ich nicht darauf...

13. Februar 1995

Am Samstag lasen (Miami) und ich die Postings in der asb über weibliche Tiere und ob sie eine Klitoris haben oder nicht. Natürlich haben sie, und wir lasen die Postings hauptsächlich, weil sie so witzig waren. Ich fragte, warum jemand ein Tier zum Orgasmus bringen wollte, und (er) sagte mir, es sei hauptsächlich das erotische Moment, dies einem sexuell so machtvollen Wesen geben zu können. Ich weiß nicht mehr genau, wie wir darauf kamen, aber als wir zum Einkaufen gingen sagte er mir, er habe oralen Sex mit Pferden gehabt. Von unserem Gespräch vorher ausgehend ging ich davon aus, daß er damit Stuten meinte. Weiterzufragen war keine Zeit, weil wir zum Einkaufen mußten und dann bei (Freunden) zum Abendbrot waren.

Bevor wir schlafen gingen erinnerte ich ihn an unsere Unterhaltung und sagte dann "Aber (die Freunde mit dem Stall) hatten doch nur eine Stute, und die konnte Dich nicht leiden, hast Du jedenfalls gesagt" "Oh, die haßte mich wirklich, mit der habe ich auch nie etwas angefangen." Er drehte sich um und sah mir direkt in die Augen. Ansonsten hatten die nur Hengste. Ich starb vor Neugier, aber er wich aus und gab vor müde zu sein, also hob ich mir meine Fragen für den nächsten Tag auf.

Am Samstag fragte ich ihn dann, was er mit (dem Hengst) gemacht hatte, und ob er nicht Angst hätte, entdeckt zu werden. Er meinte, daß er immer die Scheunentür abschlösse und mir kam die Frage, was er denn mit der Schweinerei auf dem Fußboden machte. Ich fragte ihn, und als er sagte, er würde ein paar Strohhalme darüberstreuen, hörte sich das so seltsam an. Dann meinte er noch, daß da normalerweise nicht viel zu verstecken wäre. Er drehte den Kopf weg als wenn er mich nicht ansehen wollte, und mir wurde klar, warum sich das so komisch anhörte. Mir wurde leicht schlecht, und es fiel mir sehr schwer zu fragen, was ich wissen mußte. Mir wird immer schlecht, wenn ich mir vorstelle, daß jemand einem in den Mund....

Er blieb undurchsichtig und versuchte mir das auf Umwegen zu erklären. Endlich sagte er, er habe nie "seinen Mund um etwas gehabt was da etwas hineingetan hätte". Er sagte auch, er stünde normalerweise vorne bei dem Pferd wenn das passierte, dann sagte er wieder, er habe es gekostet. Ich war vollkommen durcheinander.

Der nächste Teil der Unterhaltung war genauso verworren, weil er immer versuchte, mir etwas zu sagen ohne es wirklich auszusprechen. Am Ende sagte ich ihm , er solle es doch einfach auf Deutsch sagen. Er sah mir direkt in die Augen, was schwer war, weil ich wegsah, und sagte dann so etwas wie "ich sah es, wollte es und ging hin." Die Art wie er sprach, oder das Bild, [Selbstzensiert, |184,3 StGB].... Ich weiß nicht, warum oder was es war, aber als ich ihm wieder in die Augen sah, mußte ich ihn einfach haben. Die unglaublichste Welle von Lust schlug über mir zusammen, nie zuvor habe ich so etwas gefühlt.... Ich sagte ihm, ich wollte ihn, und er sagte "Dann komm und nimm mich."

... wir küßten uns und blickten uns in die Augen. Meine Gefühle brachten mich zum Weinen. Mir ging das Herz auf und ich fühlte mich ihm so nahe. So hatte ich mir immer vorgestellt, daß Sex sein könnte, oder zu heiraten, oder jedes der den Lebensweg ändernden Ereignisse, die man mitmacht. Es war, als käme alle Freude, alles Glück, Liebe, Trost und Vertrauen, die ich jemals gefühlt hatte, in einem einzigen Augenblick mir zurück. Es schien eine lange Zeit anzuhalten, aber jetzt im Rückblick ging es viel zu schnell vorbei.

Er meint, es wäre, weil er mir so sehr vertraut hatte, daß er mir das sagen konnte, aber ich bin mir nicht ganz sicher, daß es das war. Ich weiß nur, daß ich unendlich froh bin, daß er es mir gesagt hat. Ich weiß, daß ich ihm jetzt vollkommen vertrauen kann. Ich muß nie mehr Angst haben. Er wird nie über mich lachen oder irgend etwas, was ich denke oder fühle, für dumm halten. Er ist wahrlich mein bester Freund.

Er erzählte mir, als er letztes Mal zu Hause war, sei er wie üblich (das Pferd) putzen gegangen, weil es seit Monaten vernachlässigt worden war. Er brachte lange Zeit damit zu, ihm Verfilzungen aus Schweif und Mähne zu zupfen, und jedesmal, wenn (das Pferd) eine Erektion bekam, faßte er sie an, bis er ihn wieder einzog. Später, als er nichts weiter tat als ihn zu umarmen, ejakulierte (der Hengst). Ich wußte nicht einmal, daß sie das so können. (Miami) sagte, er selber habe sich nicht einmal bewegt. Er meinte, er habe mir das nie erzählt, um nicht als Heuchler dazustehen. Und er sagte mir immer wieder, daß er nicht nur um Sex zu haben nach Hause oder in den Stall führe, und das ich nicht glauben solle, immer, wenn er dahin führe, würde so etwas passieren.

Seit er mir gesagt hat, daß er zoophil ist, habe ich versucht mich selber in einer solchen Situation vorzustellen, um zu sehen, ob ich auch solche Neigungen bei mir entdecken würde. Mit Hunden habe ich es mir vorstellen können, aber bei Pferden habe ich da immer noch eine mentale Sperre...

Herauszufinden, daß mein Ehemann in der Lag war, etwas so, sagen wir einmal, animalisches zu tun, war wirklich erregend. Ich hatte in ihm nie einen besonders leidenschaftlichen Menschen gesehen, und seine Offenbarung zeigte mir ein Stück mehr, wie er wirklich ist. Unser Liebesleben war immer schon schön und angenehm gewesen, wenn auch nicht schrecklich leidenschaftlich. Aber als er mir mit der Zeit mehr darüber erzählte, was er getan hatte, wurde es ziemlich heiß. Fast zwei Monate lang kam ich mir vor wie in den Flitterwochen.

Seine Geschichten über was er getan hatte haben mich damals sehr neugierig gemacht. Mittlerweile ist der Reiz des Neuen allerdings verflogen. Ich denke immer noch, daß ich einmal etwas in dieser Richtung versuchen werde, aber ich glaube nicht, daß ich mich jemals, wie es die Zoophilen tun, in ein Tier verlieben werde. Es entspricht einfach nicht meiner Natur.

Das ist ein wichtiger Punkt, den ich hier anbringen möchte. Wenn Ihr Gatte/Geliebte(r)/wasauchimmer sich Ihnen gegenüber outet, könnten sei sich verpflichtet fühlen, bei seinen/ihren Aktivitäten mitzumachen. Sie MÜSSEN das nicht. Es ist ganz allein Ihre Entscheidung und es ist wesentlich besser, ein paar Wochen oder Monate oder Jahre zu warten, bevor man etwas tut, wenn man sich nicht absolut sicher ist, daß man das auch will. Wenn Sie keine zoophilen Neigungen haben, kann das Experimentieren Ihr Selbstbild gründlich durcheinanderbringen. Es kann Sie Ihr emotionales Gleichgewicht kosten, wenn Sie mit diesem Gedanken nicht im Reinen sind. Wenn Ihr Partner Sie liebt, wird er Sie auch niemals dazu drängen.

Wenn Sie auf der anderen Seite eine wahre Neugier und ein wirkliches Bedürfnis verspüren, mit neuen Dingen zu experimentieren, dann in Gottes Namen, tun Sie's. Seien Sie sich nur sicher, was Sie tun und fragen Sie erfahrenere Leute um Rat. Das Allermindeste ist, daß Sie die verschiedenen FAQs lesen, die hier von Zeit zu Zeit durchkommen, und ein paar von den Webseiten der wirklich Zoophilen, damit Sie halbwegs eine Vorstellung haben, was Sie erwartet. Wenn es um Sex geht, sind Tiere nicht wie Menschen. Sie sind viel zielstrebiger und längst nicht so achtungsvoll wie die meisten Menschen.

Es ist jetzt 93 Tage her, daß mir mein Mann eröffnete, ein praktizierender Zoophiler zu sein. In dieser kurzen Zeitspanne habe ich Dutzende neuer Bekanntschaften und mehr als nur ein paar neue Freunde gewonnen. Ich habe gelernt, daß es mehr Vielfalt in der großen weiten Welt gibt als ich jemals für möglich gehalten hätte. Ich habe gelernt, daß mein Mann und die anderen wie er weder Monstren, noch verrückt und auch nicht abstoßend sind. Ich komme sogar einem mir auch nur dem Namen nach bekannten Zoophilen zu Hilfe, wenn man ihn in einer anderen Newsgroup bedroht oder anflamet. Mich hat man dafür auch angeflamet, aber ich glaube immer noch, daß was ich denen in meinem Posting gesagt habe richtig ist.

Ich bin nicht zoophil, aber mein Mann und viele unserer Freunde sind es. Es sind alles angenehme, liebevolle Menschen, denen ihre Hunde und Pferde mehr bedeuten als vielen Anderen ihre Kinder. Sie halten nichts davon, wenn man Tiere durch Zwang, Gewalt oder List in sexuelle Beziehungen treibt. Sie behandeln ihre Tiere mit größtem Respekt und größter Liebe, und werden genauso traurig und wütend, wenn sie von Mißbrauch hören, wie Sie.

Man muß nicht zoophil sein, um Pferde zu mögen, und man muß auch kein Zoophiler sein, um einen zu verstehen. Ich liebe meinen Mann, und ich weiß, daß er nicht "Pervers, Abartig, Obergeil, Ekelerregend, Dumm, Nach Aufmerksamkeit heischend oder Hilfsbedürftig" ist. Er ist ein freundlicher, angenehmer, liebevoller, intelligenter, hart arbeitender Mann. Er hat einen Universitätsabschluß. Er hat einen genialen IQ. Er trinkt nicht, raucht nicht und nimmt keine Drogen. Er ist ein Musterbürger. Ich weiß, daß er sich anständig und herzenswarm und sorgend allen lebenden Wesen gegenüber verhält. Er ist diese Sorte von Mann, von dem manche Frauen nur träumen können, und ich bin extrem glücklich, ihn bekommen zu haben.

Vielleicht unterliegen Viele von Ihnen dem Mißverständnis, daß Zoophile zurückgebliebene, verschrobene, abartige Menschen seien. Ich habe mehrere Dutzend im Netz getroffen, und da war noch keiner dabei, den ich nicht zu mir nach Hause eingeladen hätte.

Bevor Sie ihnen an die Kehle springen sollten Sie bedenken, daß sie real existierende Menschen sind, mit Ehemännern oder Ehefrauen, Kindern und Müttern. (Und ja, viele von ihnen verbergen ihre Sexualität nicht im Familien- und Freundeskreis.) Das sind keine blöden Bauern, die zuviel Zeit haben. Es sind einfach Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, Tiere als Sexualpartner bevorzugen. Manche von ihnen haben keine menschlichen Geliebten, aber viele haben. Manche von ihnen haben sich in ihrer Kindheit Tieren zugewandt, um dem Haß, der sie in ihren "normalen" Familien umgab, zu entgehen. Tiere verletzen einen weder seelisch noch körperlich, ohne einen Grund dafür zuhaben, wie es so viele Menschen leider tun.

Wenn Sie es immer noch für Vergewaltigung halten, dann bedenken Sie bitte (das ist auch das Argument, daß mich überzeugt hat, als mein Mann sich vor zwei Monaten mir gegenüber outete), daß Zoophile ihre Geliebten zu nichts zwingen - das Pferd/die Kuh/der Hund, was such immer, haben die Freiheit, den Menschen beißen, zu treten, aufzuspießen oder zu verstümmeln. Die Tatsache, daß sie das nicht tun, zeigt zumindest, daß es ihnen nichts ausmacht, was der Mensch da tut. Das ist zwar nicht ganz das Gleiche wie ein ausgesprochener Konsens, aber für meine Begriffe ein sehr überzeugendes Indiz.

Ich hoffe, daß dieser Aufsatz manchem stillen Mitleser da draußen geholfen hat, der sich Sorgen um eine ihm nahestehende Person macht. Allen verborgenen Zoophilen öffne ich mein Herz (und mein email-Postfach), falls Ihr das Bedürfnis habt zu reden. Ich hoffe, daß wenn jemand von Euch vorhat, sich wegen diesem Aufsatz im Netz oder Familie oder Freuden gegenüber zu outen, der sich das gründlich überlegt. Nicht jeden werden meine Argumente überzeugen. Nicht jeder wird Euch lieben und akzeptieren so wie Ihr seid. Es ist ganz allein Eure Entscheidung, aber bedenkt zunächst alle Eventualitäten, auch die Schlimmen. Es gibt unter den Teilnehmern dieser Newsgroup auch sehr viele, die damit Schiffbruch erlitten haben. Mein Hauptanliegen war, meine Erfahrungen mitzuteilen in der Hoffnung, anderen zu helfen, mit so einer neuen und beunruhigenden Facette der Persönlichkeit ihrer Geliebten umzugehen. Ich hoffe, ich hatte Erfolg.

In Liebe

Mrs. Miami aka Isis.




 

 

In der Folge erschien ein Bericht über die weitere Entwicklung dieser Beziehung:
 
 

Self Esteem

Selbstwertgefühl

von Isis, übersetzt von Michael


31. Juli 1995

Miami und ich durchleiden zur Zeit eine weitere schmerzhafte Epoche unserer Beziehung. Aber wenigstens ist unsere Beziehung noch lebendig und nicht eingeschlafen wie in vielen anderen Ehen :-)

Egal - ich fürchte, ich muß denen, die uns noch nicht so gut kennen, die Vorgeschichte erzählen, sonst kommen die nicht mit.

Bevor Miami die asb fand und bevor er andere Zoophile im Netz und im wirklichen Leben kennenlernte, hatte er in vieler Hinsicht ein sehr gering ausgeprägtes Selbstwertgefühl. In vielen anderen Dingen hatte er durchaus Selbstvertrauen, zumindest schien es so. Wie die meisten Zoos hatte er sich für seine Umwelt eine glatte, fröhliche Fassade zugelegt. Die Beziehung zwischen uns beiden war ziemlich unausgeglichen. Wie in den meisten Beziehungen gab es auch bei uns ein "natürliches" Ungleichgewicht. Ich hatte so lange die Oberhand in unserer Beziehung, daß es mir wie eine zweite Natur war, und es schien Miamis zweite Natur zu sein, mich gewähren zu lassen. Ich "hatte die Hosen an", und er stellte meine Autorität nur sehr selten in Frage.

Dann fand er Euch alle. Er erkannte, daß er mit seiner Liebe zu Tieren nicht alleine war. Er erlebte, daß andere Menschen ihn anzunehmen vermochten und ihn akzeptierten, so wie er war. Er merkte, daß er seine Sehnsüchte nicht zu verbergen brauchte und daß er selbst als Person liebenswert war. Diese Erkenntnisse kamen schleichend, und in der Zwischenzeit gab es genug Dinge in unserer Beziehung, mit denen wir uns herumschlagen mußten. Wir bildeten, lösten und bauten wieder neue Beziehungen im Netz auf. Wir erlebten beide, daß andere uns lieben konnten und das Wissen, daß unsere Taten das Leben von anderen radikal verändern konnten, obwohl wir diesen Menschen noch nie im wirklichen Leben begegnet waren, beeindruckte uns tief. Wir suchten beide nach Wegen, mit den Auswirkungen seiner Zoophilie auf unsere Beziehung umzugehen.

Als dabei größere Schwierigkeiten auftraten suchten wir den Schuldigen überall, nur nicht bei uns. Wir haben alle möglichen Erklärungen durchprobiert und wurden am Ende doch auf uns selbst zurückgeworfen. Es lag an uns, ganz alleine an uns. Die Probleme kamen nicht durch sein Fencehopping. Es lag nicht an seinen neuen Kontakten mit Tieren. Es lag auch nicht an seinen Experimenten mit Bisexualität und auch nicht daran, daß unsere Beziehung nun offener war. Am Ende erkannten wir, daß es daran lag, daß wir uns verändert hatten: Unsere Welt war gewachsen, und wir mit ihr.

Durch all die Unterstützung und Zuneigung, die er von seinen Netzfreunden erhielt, war sein Selbstwertgefühl gewachsen, und er begann, meine Führungsrolle in Frage zu stellen. Im Stillen tat ich das auch, sah ich doch, wie andere Leute miteinander umgingen. Ich begann mich schuldig zu fühlen für die Art und Weise, wie ich ihn all die Jahre behandelt hatte, und er begann, sich mißachtet zu fühlen. Er versuchte zum ersten Mal seinen Willen durchzusetzen, und es ist nur natürlich, daß ich mich davon bedroht fühlte. Ich begann mich zu fragen, ob ich diesen neuen, starken, sich selbst vertrauenden Miami lieben könnte. Ich begann mich zu fragen, ob es die Mühe wert ist, mit jemandem zusammenzubleiben, der nicht auf Zuruf springt.

Ich schrieb an einige unserer besten Freunde und fragte sie um Rat. Obwohl die meisten von ihnen nicht das sind, was man als "normal" bezeichnen mag, so sind es doch Menschen, die ich liebe und denen ich vertraue, und bei denen ich davon ausgehe, daß auch unser Schicksal ihnen nicht gleichgültig ist. Ich war mir dabei bewußt, daß niemand außer Miami und mir selber unsere Beziehung retten konnte. Wir müssen einen neuen Weg in der Beziehung finden, uns ein neues Bild voneinander machen, neu miteinander umzugehen lernen.

Mancher von Ihnen mag sich fragen, was zum Teufel das mit Zoophilie zu tun hat, und ich meine auch, das betrifft viele andere Leute genauso, nicht nur Zoos. Der Grund, warum ich es hier schreibe, ist weil die Zuneigung und Akzeptanz, die Miami hier gefunden hat, der Grund für sein immens gesteigertes Selbstwertgefühl ist, und das hat diese Entwicklung angestoßen. Ich mache ja niemandem einen Vorwurf (lächel), ich zeige nur ein weiteres Schlagloch auf dem Weg des Verstehens, Liebens und Lebens mit einem Zoo. Ich hoffe, andere Paare, irgendwo, werden dies lesen und dadurch die Zeichen in ihrer eigenen Beziehung richtig deuten. Dann vergeuden sie nicht Monate mit dem Versuch, die Schuld in die verkehrten Schuhe zu schieben. Vielleicht erspart das ja jemandem eine Menge Ärger und Unsicherheit. Ich kann es nur hoffen.

Isis
 

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isis' stroy, Self esteem
beide 1995 in der Newsgroup alt.sex.bestiality gepostet.
Übersetzt von mir. ca. 2000